Erneute Verletzung vorderes Kreuzband (VKB Reruptur)

Krankheitsbild

Wie auch bei der Erstverletzung, stellt die wiederholte Ruptur bei Risikosportarten wie Fußball, Basketball, Eishockey, Handball und Skifahren eine häufige Verletzung dar. Laut Studienlage sind bis zu 25 Prozent der operativ versorgten Patienten gefährdet, sich einen erneuten Riss am gleichen Bein zuzuziehen. Nur etwa jeder zehnte Athlet erleidet einen VKB Riss in der Gegenseite. Frauen scheinen häufiger betroffen zu sein als Männer.

Symptom

Das Landen nach Sprüngen oder das Hängenbleiben mit den Skispitzen im Schnee oder den Stollen im Rasen sind klassische Ursachen für vordere Kreuzbandrisse. Diese geschehen vorwiegend mit Rotationen des Oberschenkels nach innen, des Unterschenkels nach außen in vermehrter X-Beinstellung unter verschiedenen Beugegraden des Kniegelenks. Etwa drei Viertel der VKBs haben Begleitverletzungen an Knorpel und Menisken, Innen- oder Außenbändern. Die Patienten verspüren ein Schnappen im Kniegelenk, verbunden mit einem Wärmegefühl und einer mehr oder weniger starken Schwellung. Instabilität ist in der Regel das Hauptsymptom. Die Betroffenen berichten, dass ihrem „Knie schon bei Bagatellbewegungen nicht mehr vertrauen“. Schwellung, schmerzhafte Bewegungseinschränkung und Schmerzen sind Folge der Einblutung in das Gelenk.

Diagnose

Für ein wiederholt verletztes vorderes Kreuzband dient zur Diagnosestellung der sogn. Lachmanntest oder auch vorderer Schubladentest: "Ein vermehrten Wegs des Unterschenkels nach vorne“ relativ zum Oberschenkel im Seitenvergleich. Begleitverletzungen an Menisken und Bänder können ebenfalls so diagnostiziert werden. Die Bildgebung ist ein noch wichtigerer Bestandteil der Diagnostik, als bei der Primärverletzung. Röntgenbilder liefern eine grobe Orientierung über Lage und Größe der Bohrkanäle. Unabdingbar ist die Computertomographie (CT), um die Durchmesser und Größe der Bohrkanäle exakt vermessen zu können. Die Magnetresonanzuntersuchung (MRT) gibt genauen Aufschluss über Rerskonfiguration, aber auch Begleitverletzungen an Menisken und Knorpel.

Therapie

Je nach Sportart und Anspruch des Patienten muss in der Regel ein vorderes Kreuzband erneut operiert werden, sollte der Patient ein ähnliches Sport- und Belastungsniveau wie vorher wieder erreichen wollen. Eine genaue Planung ist sinnvoll. In den meisten Fällen ist die Lage und die Ausdehnung der Bohrlöcher das entscheidende Kriterium. Natürlich wird versucht, in einer einzigen Operation (einzeitiges Vorgehen) ein vorderes Kreuzband erneut zu ersetzen. Als Transplantate dienen dieselben Sehnen wie für den Primärersatz, jedoch ist es oft nötig, sich der Sehnen von der Gegenseite zu bedienen (Sehne Kniebeuger Oberschenkelrückseite, Sehne Unterschenkelstrecker). Sind die Bohrlöcher zu groß und ist die sichere Fixierung des neuen Transplantats in dem großen Bohrloch gefährdet, muss aus dem Beckenkamm Knochen gewonnen werden, um die Bohrlöcher damit aufzufüllen. Nach vier bis sechs Monaten (CT Kontrolle Einheilung Knochen) kann ein vorderes Kreuzband erneut ersetzt werden.

Rehabilitation

Für ein erneut wiederhergestelltes vorderes Kreuzband dienen die ersten 6 Wochen zur Abschwellung, der Wiedergewinnung der Beweglichkeit und dem Erreichen der vollen Kniescheibenbeweglichkeit. Passive Maßnahmen, wie Lymphdrainage, manuelle Therapie, Kühlen und Elektrostimulation, unterstützen diesen Prozess. In den Wochen 7-12 setzt die medizinische Trainingstherapie (MTT) oder Krankengymnastik am Gerät (KGG) ein. Hier muss eine kontrollierte Aktivierung erfolgen, da das „neue VKB Transplantat“ Gefäßeinsprossungen erfährt, die das Gesamtkonstrukt schwächen.

Neuromuskuläre Bahnungen und Koordinationsübungen werden begonnen. Erst ab Woche 13 kann mit leichten Sprungübungen unter Vollbelastung begonnen werden, vorausgesetzt des Gelenk ist ohne Erguss und die Ansteuerung der kniegelenksumgreifenden Muskulatur gegeben. Ab Woche 16 kann mit dem Laufen begonnen werden und ab Woche 18 -20 mit sportartspezifischen Belastungen.

Die Trainingsphase wird am Ende des 5.-6. Monats mit Funktionstests abgerundet, die isolierte Defizite aufzeigen. Diese werden speziell trainiert und am Ende des neunten Monats durch einen erneuten Test überprüft. „Return to Sport“ im Breitensport frühestens nach neun Monaten, im Spitzensport frühestens nach sechs.

Die Ergebnisse nach Revisions-VKB-Ersatz sind zufriedenstellend. Klar ist aber auch, dass die Ergebnisse nicht so gut wie beim Primärersatz sein können.